Die „Hohle Eiche“ bei Gräfenhain
Die Natur schafft Dinge, die sind ewig. Daneben kommen wir uns zu Recht klein und sehr vergänglich vor.
Die „Hohle Eiche“ steht seit über 900 Jahren im Thüringer Wald.
Vielleicht war es ein Eichelhäher, der aufgeschreckt von einem vom Wege abgekommen Jäger, eine Eichel an dieser Stelle fallen ließ.
Sie keimte und wuchs langsam heran. Erst dreißig Jahre später, im Jahre 1142, begann man im 8 Kilometer entfernten Georgenthal mit dem Bau des Zisterzienser-Klosters. Das Kloster ist heute nur noch eine Ruine.
Es vergingen fast 140 Jahre, bis in Köln im Jahre 1248 der Grundstein für den heutigen gotischen Dom gelegt wurde.
Als der Reformator Martin Luther 1521 auf der Wartburg die Bibel übersetzte, war unsere Eiche schon stolze 400 Jahre alt und ragte mächtig aus dem Wald auf.
Im Alter von 500 Jahren war der tief im Wald versteckte Baumriese vielleicht der vereinbarte Treffpunkt, wenn die Dorfbewohner unten im Tal vor den Landsknechten des Dreißigjährigen Krieges flüchten mussten.
Die armen Holzfäller späterer Jahrhunderte ließen den Baum respektvoll unberührt, er war ja nun schon 700 Jahre alt.
Friedrich der Große erobert Schlesien, die Revolution siegte in Frankreich, die napoleonischen Kriege erschüttern Europa. Diese Eiche wächst ungerührt weiter.
1845 wird es knapp. Ein gewaltiges Gewitter tobt und ein Blitzschlag spaltet die Eiche. Seitdem ist sie als Hohle Eiche in der Gegend bekannt.
Sie übersteht den Ersten Weltkrieg. Sie übersteht den Zweiten Weltkrieg; kämpfende Soldaten sind auch mitten im Thüringer Wald gefallen. Sie überlebte Kaisertum, Hitlerzeit und die DDR.
Der mächtige Baum lebt einfach weiter. Nicht mehr ganz so groß, aber immerhin. Jedes Jahr treiben wieder Blätter aus und es wachsen neue Eicheln heran.
Der ewige Kreislauf…